Fermate

Zwei Stelen von Walter Green aus ausgedientem Bauholz begrüßen die Besucher der Kirche kurz hinter dem Eingang, an der Gebetsnische, in der manchmal auch Kerzen leuchten. Sie erinnern an die Geschichte dieser Kirche: Wir sind nicht die ersten, die über diese Schwelle treten, die hier beten und Hoffnung suchen. Wir sind auch nicht die ersten, die mit ihren Zweifeln und Enttäuschungen zu kämpfen haben. Und es ist gut, damit nicht allein zu sein.

Zugleich sagen sie uns: Was ausgedient hat, ist nicht unnütz und wertlos. Der Wert einer Sache hängt nicht nur von ihrem Nutzen, ihrer Brauchbarkeit ab. Oft kommt es mehr auf die aufmerksamen Augen des Betrachters an, der einen verborgenen Wert entdeckt, oder auf Hände, die ihn erfühlen. Solches Interesse verleiht den Dingen oft einen eigenen Wert.

Gott selber schaut uns mit solchen Augen des Interesses und der Liebe an. Und er hilft uns, auch andere mit solchen aufmerksamen Augen anzuschauen, sie mit Fingerspitzengefühl zu behandeln und sie nicht nach ihrem Nutzen zu taxieren.

Die Stelen mit der Trost suchenden und der tröstenden Figur strahlen Ruhe und Zuwendung aus. Der Künstler hat ihnen den Titel Fermate gegeben. Eine Fermate ist ein halbrundes Zeichen in der musikalischen Notenschrift, das das "Aushalten" einer Note bedeutet. Beide dieser genannten Aspekte kommen in den Stelen zum Ausdruck: die Geborgenheit, die durch das Aussehen des Fermatenzeichens symbolisiert wird (die Note wird von oben eingefasst durch eine Art halbrunden Kreis); und das Aushalten, das Zeit-Brauchen, das sich mit dem Leiden, aber auch mit dem Trost verbindet.