für die Woche vom 16. bis zum 22. März
Predigt am Sonntag, 16. März, über Johannes 3, 14-21,
von Pfarrer Walter Neunhoeffer
Jesus spricht zu Nikodemus: Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muss der Menschensohn erhöht werden, auf dass alle, die an ihn glauben das ewige Leben haben. Denn also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde.
Wer an ihn glaubt, der nicht gerichtet; wer aber nicht an ihn glaubt, der ist schon gerichtet, denn er hat nicht geglaubt an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes. Das ist aber das Gericht, dass das Licht in die Welt gekommen ist, und die Menschen liebten die Finsternis mehr als das Licht, denn ihre Werke waren böse. Wer Böses tut, der hasst das Licht und kommt nicht zum Licht, damit seine Werke nicht aufgedeckt werden. Wer aber die Wahrheit tut, der kommt zu dem Licht, damit offenbar wird, dass seine Werke in Gott getan sind.
Liebe Gemeinde,
bei jeder Taufe ist es für mich sehr anrührend, wenn die Eltern ihr Kind mit dem Zeichen des Kreuzes segnen. Vorher verlese ich immer einen Teil unseres heutigen Evangeliums: Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben. (Johannes 3,16). Die Botschaft verbindet sich mit dem Kreuzzeichen als großes Versprechen, dem neuen Leben Trost, Ermutigung und Orientierung zu geben.
Ein gutes Wort und ein gutes Zeichen für jedes Leben.
Ein gutes Wort und ein gutes Zeichen für die junge Erwachsene, die eine Vorstellung hat für das Leben und die Welt. Sie engagiert sich dafür, dass man respektvoll miteinander umgeht. Ihr ist es wichtig, dass man mit dem eigenen Leben dazu beiträgt, dass die Ressourcen dieser Welt geschont werden. Sie ist mutig und macht ihren Mund auf gegen Ungerechtigkeit.
Doch sie spürt eine große Müdigkeit und ist frustriert, weil in der Welt offensichtlich ganz andere Kräfte das Sagen haben und weil sie bei vielen eine große Gleichgültigkeit ausmacht. Sie fragt: „Warum soll ich mich überhaupt noch so abmühen?“
Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben. In der Taufe wird dieser Vers mit dem Kreuzzeichen verbunden. Ein gutes Wort und ein gutes Zeichen für die junge Frau, weil sie ermutigt wird, an der Vision einer besseren Welt festzuhalten, an der Liebe zu den Menschen und zu der Welt festzuhalten, an ihrem Engagement festzuhalten, das die Welt und letztlich sie selbst nicht verloren gibt. Jesus Christus hat das Kreuz auf sich genommen, weil er an der Liebe festgehalten hat - der Welt und ihrem Gebaren zum Trotz.
Ein gutes Wort und ein gutes Zeichen für jedes Leben, auch für einen Menschen, der große Verantwortung übernommen hat und nun erleben muss, wie alle an einem zerren, wie man ständig manipuliert werden soll, wie verstrittene Kollegen nun von einem in der Chefposition erwarten, dass man sich für sie positioniert. Und dann kommen noch die vielen alltäglichen Aufgaben und Erwartungen dazu, die irgendwie eben auch zu dieser neuen Verantwortung dazugehören.
Ist dann unser heutiges Evangelium auch ein gutes Wort und das Kreuz Jesu auch ein gutes Zeichen? Ja, weil es Orientierung geben kann, wenn man vor lauter Erwartungen und Aufgaben unterzugehen droht, wenn man vor lauter Arbeit gefährdet ist, sich selbst zu verlieren. Man kann dadurch Kraft gewinnen, nicht bei den Machtspielchen mitzumachen, den vielen Erwartungen zu widerstehen und sich darauf zu besinnen, worauf es wirklich ankommt. Jesus Christus hat sich von seinem Weg der Menschenfreundlichkeit nicht abbringen lassen.
Ein gutes Wort und ein gutes Zeichen auch für den Mann, der immer wieder an seinen Unzulänglichkeiten verzweifeln könnte. Immer wieder verfällt er in alte Verhaltensmuster, die ihm und anderen nicht guttun. Immer wieder nimmt er das achselzuckend hin und droht sich dabei selbst zu verlieren.
Das Evangelium und das Zeichen des Kreuzes ermutigen ihn, sich nicht selbst aufzugeben, weil Gott ihn nicht aufgibt.
Jesus gibt niemanden auf und muss deshalb in letzter Konsequenz das Kreuz auf sich nehmen. Er tut dies, weil er, wie es in unserem Evangelium heißt, möchte, dass die Welt gerettet wird und nicht gerichtet. Wir dürfen also trotz aller unserer Unzulänglichkeiten, trotz der Schuld, die wir immer wieder auf uns laden, trotz der Zweifel, die uns immer wieder fest im Griff haben, daran festhalten, dass Gott sich von uns und unserer Welt nicht abwendet.
Das will ich glauben, auch wenn sich die Welt so zeigt wie sie ist mit ihrer Ungerechtigkeit, der Machtgier, der Unbarmherzigkeit gegenüber den Ärmsten der Armen. Im Evangelium heißt es, die Menschen lieben die Finsternis. Das hält Gott aber nicht ab, mit seinem Licht in diese Welt zu kommen und ihr seine Liebe entgegenzusetzen, sie mit dem Licht seiner Liebe anzuleuchten.
Von diesem Licht will ich mich anleuchten lassen und mich nicht im Jammern verlieren.
Übrigens wird bei einer Taufe auch eine Taufkerze entzündet, an der Osterkerze, also dem Licht, das davon erzählt, dass die Liebe stärker ist als alles in der Welt, auch stärker als der Tod. Wenn dann die Taufkerze brennt, werden dann die Worte Jesu gesagt:
„Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht wandeln in der Finsternis, sondern das Licht des Lebens haben.“
Amen.